Die klassische Animationsserie mit den Abenteuern von Jessica Drews Alter Ego gibt’s jetzt in gesammelter Form.
Im Jahr 2009, in dem die Marvel Comics ihren 70-jährigen Geburtstag begehen, gibt es auch für Spider-Woman einen Grund zu feiern. Brian Michael Bendis, seines Zeichens zur Zeit oberster Story-Zampano für die verlagseigenen Superhelden, hat sich ihrer angenommen und gemeinsam mit Zeichner Alex Maleev eine neue Serie gestaltet. Revolutionär daran ist, dass die im September gestartete Serie parallel sowohl in gewohnter Heftform als auch online als Motion Comic erhältlich ist.
Erstmals erschienen auf den Seiten von "Marvel Spotlight" Nr. 32 (Februar 1977), erhielt die junge Jessica Drew ihre übermenschlichen Kräfte durch ein auf bestrahltem Spinnenblut basierendes Serum, dass von ihrem Vater nach einem lebensbedrohlichen Unfall injiziert wurde. Die darauf beruhende Zeichentrickserie lief 1979/80 beim US-Fernsehsender ABC und brachte es auf lediglich eine Season mit 16 Episoden, die hierzulande von Rough Trade vertrieben wird.
Wie auch die anderen kürzlich erschienenen Marvel-Animationsserien atmet auch "Spider-Woman" eine gehörige Portion Zeitgeist. Jessica Drew ist hier (wie Clark Kent, Peter Parker und Konsorten) kreativerweise Reporterin beim Justice Magazine und wird unterstützt vom Fotografen Jeff und ihrem Neffen Billy. Sobald Gefahr im Verzug ist, verwandelt sie sich durch eine Drehung in ihr superheldisches Alter Ego; ein Kniff, den man sich bei der "Wonder Woman"-Realserie mit Lynda Carter abgeschaut hat.
Neben klassischen Marvel-Schurken wie Kingpin und Dormammu gibt es jede Menge skurile Gegner zu besiegen, in der Debütfolge wird witzigerweise auch Spider-Man aus Credibility-Gründen neben Spider-Woman regelrecht vorgeführt. Der Auftakt liefert auch den wahrscheinlich skurrilsten Plan zur Welteroberung mit erstklassigen Anwärter für den Titel "Schwachsinnigste Bösewichte aller Zeiten": Außerirdische Mumien, die die mit ihren fliegenden Pyramiden die Erde durch Mumifizierung der Bevölkerung übernehmen wollen!
Und das ist erst der Anfang, es geht ähnlich grandios-grotesk weiter. Wer sich auf den eigentümlichen Charme der Serie, die offensichtlichen Logikfehler betreffend Spider-Womans Kräfte, bescheidene Animationen und die teils ungelenke deutsche Sprachfassung ("Das sind ja Schätze von unschätzbarem Wert!") einlässt, wird an den beiden DVDs auf jeden Fall seine Freude haben. Ein empfehlenswerter Trip in die Zeit, als das TV-Kinderprogramm seine Unschuld noch nicht verloren hatte. Kult.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Cookie-Einstellungen
Alle annehmen Ablehnen / Konfigurieren