Es war einmal ein Mädchen mit dem klingenden Namen "Nummer drei"...
Alles beginnt mit einer simplen Lieferung ins noble Briller Viertel in Wuppertal. So simpel wird der Tag für den Helden der Geschichte, einem Paketboten, jedoch nicht enden. Plötzlich steht er vor einem Mädchen, das, mit Knieschonern und Handschuhen an eine Leine gekettet, aus dem Garten einer der Villen gekrochen kommt. Noch bevor er sie ansprechen kann, wird die junge Frau zurück durch die meterhohe Hecke gezerrt und verschwindet dahinter. Als ihr der Bote heldenhaft folgt, wird er mit einem Spaten bewusstlos geschlagen und erwacht erst Stunden später in einem dunklen, feuchten Keller. Doch er ist nicht allein!
Nach
"Marterpfahl" ist "Rabenstadt" Stefan Melneczuks zweiter Roman und scheint trotz leicht plakativer Handlung seine Fans nicht zu enttäuschen. Das liegt vermutlich auch daran, dass er die Geschichte um seinen Helden und dessen Gefängnis nicht unnötig in die Länge zieht. Auf dutzende unglückliche Fluchtversuche und "überraschende Entdeckungen" wartet man hier vergebens. Der Leser wird mit seinen Gedanken und Überlegungen im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln gelassen.
Die Geschichte wird aus der Sicht des Boten erzählt und basiert auf Tonbandaufnahmen desselben. Das macht die Erzählweise von Zeit zu Zeit betont konfus und mitunter auch schwer zu verfolgen. Beschreibt der Protagonist in einem Satz noch detailgetreu die Umgebung, springt er im nächsten Satz zu seiner Lieblingsserie und im Satz darauf zu Erinnerungen aus seiner Vergangenheit. Hat man diese Abschnitte allerdings überwunden, bietet sich einem eine durchwegs spannende und makabre Geschichte rund um modernen Sklavenhandel, Torture Porn und noch ein wenig Gesellschaftskritik, die dem Autor besonders am Herzen zu liegen scheint. Obendrein bekommt man noch zusätzlich drei Kurzgeschichten aus der Feder Melneczuks, die allesamt durchaus gelungen sind.
# # # Maria Capek # # #
Publisher: Blitz-Verlag
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