Schnee und Eis soweit das Auge reicht, abgehackte Körperteile, ein lebendiger Kopf und ständig bellen diese verdammten Hunde – so präsentiert sich Chris Carters zweiter Kinofilm Akte X: Jenseits der Wahrheit (im Original The X-Files: I want to believe).
Im schönen Bundesstaat Virginia werden einige Frauen vermisst. Als die Agentin Monica Bannan (Xantha Radley) ebenfalls verschwindet, schaltet sich das FBI unter der Führung von Dakota Whitney (Amanda Peet) und ihrem Partner Mosley Drummy (Alvin Joiner) ein. Die einzigen Hinweise stammen von dem wegen Pädophilie verurteilten Pater Joseph Crissman (Billy Connolly). Da dieser angeblich von Visionen geleitet wird, kommt das Duo Dana Scully (Gillian Anderson) und Fox Mulder (David Duchovny) ins Spiel.
Die beiden Hauptdarsteller (bekannt aus der gleichnamigen Serie) sind inzwischen aus dem FBI-Dienst ausgeschieden: Mulder lebt zurückgezogen und verwildert in einer abgeschiedenen Hütte – Scully arbeitet als Ärztin in einem katholischen Krankenhaus.
Wie bei Carter nicht anders zu erwarten, basiert die Story auf mehreren Handlungssträngen: Während Mulder den Hinweisen und Visionen hinterher jagt, kämpft Scully im Krankenhaus ganz klassisch mit katholischen Wertvorstellungen und um das Leben eines krebskranken Jungen. Auf den ersten Blick für die eigentliche Handlung - dem Auffinden der vermissten Agentin – unbedeutend, trägt aber gerade das (was für ein Zufall aber auch!) am Ende wesentlich zur Lösung des Falles bei.
Im Laufe des Geschehens wird die Beziehung zwischen Mulder und Scully immer wieder thematisiert und unnötig breitgetreten – zwischen ehelichem Gezanke und gekünstelter Bettszene plätschert der Film vor sich hin und findet nur wenig Zeit für die eigentliche Geschichte. Besonders deutlich wird das bei den Nebendarstellern erkennbar.
Amanda Peet (Syriana, Identity, High Crimes, uva.) schafft es bei ihren wenigen Auftritten nicht Dakota Whitneys inneren Widerstreit zwischen Glauben und Skepsis darzustellen. Alvin Joiner alias Xzibit (Musiker, Darsteller bei Pimp My Ride, 8 Mile oder XXX2 - The Next Level) sieht im Anzug supersexy aus und versucht mit den wenigen mageren Textzeilen das Beste aus seiner Rolle des skeptisch-steifen FBI-Agenten zu machen.
Die Bösewichte sind (wer hätte das bei einem amerikanischen Film gedacht?), wieder einmal die Russen, beziehungsweise ein verliebter homosexueller Russe und seine skrupellosen russische Ärzte. Das Thema Moral und Ethik zieht sich durch den ganzen Film. Zum Beispiel kommt den auftretenden katholischen Priestern eine sehr ambivalente Rolle zu – Carter überlässt es hier dem Zuseher zu entscheiden, was richtig oder falsch, wer gut oder böse ist. Billy Connoly, bekannt aus Filmen wie etwa Der Blutige Pfad Gottes, Last Samurai, Der Mann, der Gott verklagte oder Timeline überrascht dabei mit seiner ausgezeichnet tiefgründigen und vielschichtigen Interpretation des Pater Joseph.
Gespickt mit Klischees und einer uninteressanten Nebenhandlung entpuppt sich dieser doch so herrlich düster in Szene gesetzte Möchtegernblockbuster als schlechter Abklatsch der bekannten TV-Serie und kommt über einen durchschnittlichen Thriller mit leichter Mysterie-Note nicht hinaus. Die gewünschte Massenverträglichkeit wird nicht erreicht - ohne das Kennen der Serie sind viele Anspielungen nicht verständlich. Für Akte X Fans ist dieser Film eine einzige Enttäuschung: außer dem Titel und den Hauptdarstellern gibt es so gut wie keine Gemeinsamkeiten mit der beliebten TV-Serie.
###Manuela Klinger###
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