Die erschreckendste Erkenntnis ever übermannte mich ganz plötzlich und ohne Vorwarnung an diesem Konzertabend im Mai: Ich bin konservativ!
Dinge, die sich ändern, kann ich anscheinend nicht leiden; ich verabscheue sie vermutlich sogar. Ich will keine Veränderungen, vor allem dann nicht, wenn sich gleiche Situationen im Jetzt unschöner darstellen, als sie es in der Vergangenheit getan haben. Beim folgend beschriebenen Konzert habe ich diese erschreckende Erkenntnis mein Ich betreffend gemacht...
Als Heli Markfelder – Mastermind der Grazer Bandinstitution SMOOGA – den Solo-Künstler Christopher M. Taylor aka TROUBLE OVER TOKYO in einem Londoner Pub zum ersten Mal hörte, war es um ihn geschehen. Christophers Talent sollte dem österreichischen Publikum nicht vorenthalten bleiben und so geschah es, dass der Bekanntheitsgrad von "Toph" sich stetig über den Raum Graz ausweitete.
Nun spielt Toph nicht mehr in kleinen Bars und Pubs als Solo-Künstler, sondern in mittelgroßen Konzert-Locations mit einer Band (inklusive Mitgliedern von VELOJET), trägt keine Hemden und Krawatten mehr und scheint mit dem Hemdkragen auch seinen Charme, seine Zerbrechlichkeit, seine schüchterne Sympathie abgelegt zu haben. Enttäuschung pur für die Fans der ersten Stunde! Dem neu gewonnenen FM4-Publikum schien es zu gefallen.
Glücklicherweise war der Abend nicht zur Gänze für den A****, da sich ein gewisser Herr KEN STRINGFELLOW vorstellig machte; der Ersatz für den guten, alten Toph quasi. Alles, was Christopher M. Taylor mit dem Erfolg zurückließ, hat KEN brav aufgesammelt und sich zu Eigen gemacht. Schüchtern, zerbrechlich, sympathisch, humorvoll und mit einer unbeschreiblichen Stimmgewalt, die keines Mikros bedurfte: "I might do one of those later again. It`s fun to do and gives the sound-engineer time to do something else!"
So stand er also ohne stimmversärkende Unterstützung mal auf der Bühne, mal mitten im Publikum und versprühte seinen unwiderstehlichen Charme, der den Abend retten sollte. Ganz großes Kino lieferte KEN STRINGFELLOW mit dem Song "Reveal Love", welchen er am Keyboard – oder wie er es nannte: Zirkuspiano – performte. "I won`t be still / I want you still! / I want you still!! / I want you still!!!" - ein emotionaler Vulkanausbruch, den TROUBLE OVER TOKYO einst als Solo-Artist auch noch fähig war hervorzurufen.
Wer die Wahrheit über die zwischenmenschliche Beziehung George Bushs zu Saddam Hussein erfahren möchte, muss ganz einfach ein Konzert von KEN STRINGFELLOW besuchen. Nur soviel sei verraten: It`s a story with "sex", "heartbreak" and "hope"... inklusive einer Abrechnung mit unserer virtuellen Welt.
Wer mehr über den ehemaligen Background-Sänger und Weltenbummler KEN STRINGFELLOW erfahren möchte, sollte seiner
Homepage und seiner
MySpace-Seite den einen oder anderen Besuch abstatten.
Ein unvergesslicher Mensch meinte einst in Bezug auf traditionelle Werte: "Lots of old-school stuff is cool!" Wie wahr... jetzt habe auch ich endlich verstanden, was damit gemeint sein könnte. Und möge die Wiener Szene ist Zukunft nicht so tief sinken wie Christopher M. Taylor aka TROUBLE OVER TOKYO!
###Stephanie Bürgler###
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