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LARP-Antrieb

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Rebecca Brunner gewährt uns einen Einblick aus erster Hand in die Welt des Live Action Role-Playing.

(C) SLAM Media / SLAM Logo black / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIrgendwo in Österreich, 1996: Die schöne Burgruine ist schon fast greifbar. Ich lasse die Hochzeitsgesellschaft hinter mir und laufe, so schnell mich meine kleinen Füße tragen können, über die weite Wiese. Fast beim Tor, drehe ich mich um. Die Anderen sind durch die Ferne schon so winzig, dass ich mich riesig fühle, denn immerhin bin ich als erste bei der Burg. Endlich am Tor angelangt, höre ich einen lauten Schmerzensschrei. Ein blutverschmierter Mann in Rüstung springt hinter dem Tor hervor. Er fällt zu Boden, röchelt nach Luft. In meiner Panik drehe ich mich um und beginne schreiend wieder in die andere Richtung zu laufen. Der tote Mann steht hastig auf: "Keine Angst! Das ist alles nur ein Spiel! Mir geht es gut!"


Das ist meine erste Erinnerung an mein – vielleicht für Außenstehende etwas Eigenartiges – Hobby LARP (Live Action Role-Playing). Damals war ich sechs Jahre alt und es hat mich nicht traumatisiert, erklärt aber vielleicht so manches. Für viele Leute, denen das Hobby absolut fremd ist, scheint es absurd, einer solchen Freizeitbeschäftigung nachzugehen. Man wird als LARPer oft mit gerunzelter Stirn oder einem bemitleidenswerten Lächeln angesehen, wenn man in der Arbeit davon erzählt was man so am Wochenende getrieben hat.


Das ist auch einer der Gründe warum ich lieber erkläre, dass ich (Improvisations)Theater mache. Zwar ist das für die meisten auch eigenartig, wird aber eher akzeptiert, weil das Wort Theater darin steckt.  Absurd, oder? Ansonsten wird man schnell damit konfrontiert, dass man in der realen Welt nicht zurechtkommt und daher in eine Fantasiewelt flüchtet, in der man ein Held ist, gleich wie bei Videogamern.


Bislang habe ich persönlich jedoch noch niemanden von dieser Art getroffen. Zwar viele Freaks und eigenartige Persönlichkeiten, aber zu denen zähle ich mich selbst. Einige haben, je nach Alter und Lebenssituation, zum Teil bereits eine Familie und einen langjährigen Job. Also denke ich, dass sie ein intaktes Sozialleben haben. Es kommen Leute aus verschiedenen Bildungsschichten, Alter- oder Interessensgruppen zusammen und das macht diese Community noch interessanter. Ich behaupte daher übrigens, dass LARP für alle etwas ist. Meiner Meinung nach kann jede Person ihren Spaß an diesem Hobby finden, denn es werden so unglaublich viele Interessen abgedeckt, dass man immer wieder auf etwas Neues stößt. Man muss sich nur darauf einlassen.


Schon lange besteht LARP nicht mehr ausschließlich aus dem Verkloppen von Bösewichten (früher sogar noch mit in Schaumstoff umwickelten Bambusstäben, welche mit Tape zusammengeklebt wurden – mittlerweile ist der Schwertbau viel aufwendiger) und dem Erretten einer holden Maid aus den Klauen eines Drachens. Diese Helden sind nicht mehr nur plumpe Männer oder Frauen, sondern haben einen Hintergrund, ein Verlangen, eine Persönlichkeit. LARP wandelt sich mit der Zeit, breitet sich aus und wird immer komplexer. Es befasst sich immer mehr mit realen Problemen und Ängsten – egal ob persönlich, gesellschaftlich, politisch oder einer anderen Art.


Alleine in Österreich gibt es diverse Welten, Gruppierungen und Vereine.  Mittlerweile gibt es so viele verschiedene Genres – von den antiken Römern über die Wikinger bis hin zum Postapokalyptischen und Sci-Fi, sodass für jeden etwas dabei ist. Auch die Thematiken, die ein Spiel behandeln möchte, klaffen weit auseinander. Es gibt beispielsweise Veranstaltungen, in denen sozialkritische Themen wie Sexismus und Moral behandelt werden oder man historisch angelehnte Epochen darstellt. Man kann seiner eigenen Fantasie freien Lauf lassen, sich mit Themen komplett anders befassen oder sich einfach mal komplett daneben benehmen, wenn es zum Setting und dem Charakter passt.


Man hat so viele Möglichkeiten, sich auszuleben oder sich selbst zu konfrontieren mit Dingen, die einen beschäftigen. Beispielsweise könnte man einen Psychopathen, der aus Menschenhaut Sessel bastelt oder eine feine Dame, die sich über den Boden tragen lässt, um nicht schmutzig zu werden (oder beides in Kombination), spielen. Die Community ist offenherzig und freundlich. Man freut sich über jede Person, die neugierig ist, und bekommt viele Hilfestellungen und Tipps, wenn man nachfragt. Sollte jemand neugierig geworden sein und gerne mal reinschnuppern, findet sich auf [www.larp.at] ein österreichischer LARP-Kalender mit Veranstaltungen in verschiedensten Genres.


 
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