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Hunger

Hunger
Die auf einem der bekanntesten Werke Knut Hamsuns basierende Graphic Novel über einen verarmten Schriftsteller ist sowohl beklemmend als auch erschreckend zeitlos.

(C) avant-verlag / Hunger / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Nächte sind lang und kalt in Kristiana, dem heutigen Oslo, vor allem wenn man sie auf Parkbänken oder in Seitengassen verbringen muss, ständig von der Angst begleitet, die Polizei auf den Plan zu rufen. Ein Platz in einer Herberge nimmt sich dagegen als Luxus aus, der wenn dann nur kurze Zeit aufrechterhalten kann, sobald den Hausherren klar wird, dass mit dem Gast keine Kronen zu verdienen sind. Die Tage ziehen sich nicht minder dahin, vor allem jene ohne einen Bissen zu essen zu bekommen, die Großherzigkeit der Mitmenschen hat ebenso ihre Grenzen wie die Gewinnerwartung des Pfandleihers, dem man in seiner Verzweiflung einmal mehr seine Aufwartung macht und mitunter mit leeren Händen abzieht.


Frohe Momente sind ebenso wie Brot Mangelware in der Welt, in welcher der Protagonist von "Hunger" lebt. Auf den ausgezehrten Leib schrieb sie ihm basierend auf eigenen Erfahrungen Knut Hamsun, Literaturnobelpreisträger (für "Segen der Erde" von 1917) und in späteren Lebensjahren leider auch strammer Befürworter des Nationalsozialismus, aufgezeichnet im wahrsten Sinne des Wortes hat sie sein 1982 geborener Landsmann Martin Ernsten in Form einer bei avant erschienen Graphic Novel. Diese ist auf weiter Strecke den geschilderten Entbehrungen entsprechend in Grautönen gehalten, zu denen sich nur in Momenten emotionaler Ausbrüche Farben hinzugesellen – etwa wenn es gilt, den letzten Funken Scham ob der verzweifelten Lage zu verteidigen oder sich die herbeihalluzinierte Schönheit Ylajali zeigt.


Nicht nur weil die Welt seit der Entstehung der Romanvorlage 1890 nicht wirklich gerechter geworden ist, kommt der vorliegenden Adaption im Zeitalter der Sozialen Medien, in der "die Armen" als reale Personen aus unserem Sichtfeld verschwinden (oder aus diesem sozusagen per Smartphone-Bewegung weggewischt werden), bedrückend aktuelle Bedeutung zu. Es braucht künstlerische Auseinandersetzungen wie diese, um die Diskussion über die Ungerechtigkeiten unserer schönen neuen Konsumwelt zu hinterfragen und gleichzeitig einen Literaturklassiker für völlig neue Leserschichten aufzubereiten. Martin Ernsten zeigt in eindringlicher Weise, dass der Kampf von Knud Pedersen um körperliche und geistige Existenz auch 2019 nicht vorbei ist.


 
# # # Andreas Grabenschweiger # # #



Publisher: avant-verlag




 


 

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