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FESTIVAL: RANCID, CRAMPS, AFI, NASHVILLE PUSSY, THE MARS VOLTA, RADIO BIRDMAN

rancid
01.09.2003 (BOLOGNA)
cramps / Zum Vergrößern auf das Bild klicken12:45
Ich erwache am Rücksitz eines Autos, "Television Addict" von den VICTIMS lauft im Radio, die Sonne scheint mir ins Gesicht, mein Rücken tut weh. Es ist Samstag. Nein, doch Freitag-Mittag, und als ich so zu Bewusstsein komme fällt mir wieder ein wo ich bin und was ich hier überhaupt mache. Punkrock Festival in Bologna. Die CRAMPS, AFI, RANCID, RADIO BIRDMAN und viele andere tolle Bands spielen am Sonntag auf. Garbor, Max, Chemie und meine Vielheit stehen an einer Kreuzung, Max macht den Fahrer und streitet sich mit Garbor laut herum. "Wir müssen hier rechts fahren. Ganz sicher", meint Garbor, welcher seit mittlerweile 25 Stunden durchgehend munter sein muss. "Nein, scheiß! Links geht’s zum Strand! Schau mal auf die Tafel vor deiner Nase". Ich komme mir vor wie in einem "Luis de Funes" Film, soviel Witz hat die Scene da vorne… "Ich fahr jetzt links und wenn dann kein Strand kommt dann …" knurrt Max nach 14 Stunden Autofahrt auf der Schnellstrasse ungeduldig vor sich hin. Am Strand suchen wir uns erstmal ein gemütliches Plätzchen. Ich hasse "sich sonnen lassen". Die Sonne scheint mir nach 10 Minuten am Hausmeisterstrand mittlerweile schon aus dem Arsch, so heiß ist es. Unglaublich, im Gegensatz zu Österreich wo ich doch tatsächlich schon daran dachte die Winterklamotten auszupacken. Da ich von "braun werden" nun überhaupt nichts halte beschlagnahme ich, während die Anderen im Wasser herumplantschen, einfach einen Sonnenschirm den anscheinend jemand vergessen hat. Meine Mission für den heutigen Tag: NICHT BRAUN WERDEN, BLASS BLEIBEN.

Zumindest gibt es ein paar hübsche Frauenärsche zu betrachten. Überhaupt fällt mir immer mehr auf, welch traumhafte Mädels Italien zu bieten hat. Ein Wahnsinn! Ein paar Stunden vergehen, und wir beschließen, nach einer kleinen Streiterei, gleich noch nach Bologna City zu fahren, das Festivalgelände aufzusuchen und uns dort in der Nähe ein Schlafzimmer im Grünen zu suchen. Nach etwa einer Stunde Fahrt am Festivalgelände angelangt treibt es uns allen den Schauer über den Rücken. "Oh Mann" höre ich Garbor, welcher vorne neben mir sitzt und den Wagen fährt, mit einem unglaubwürdigen Ausdruck in der Stimme sagen. "Das ist riieeesig" vernehme ich hinter meinem Rücken von Max, welcher soeben aufgewacht sein dürfte.

"Ach du scheiße, wir sind in Las Vegas", verkünde ich meinen Mannen, verblüfft von den tausend Lichtern und den Menschenmassen, die den Weg hierher gefunden haben.

Um euch das Gelände in dem das Festival stattfinden sollte in ein paar Worten zu beschreiben: stellt euch einfach eine Mischung aus Volksfest, Messe, Rummelplatz und Zirkus vor. Ein verdammt großes Ambiente am Rande der Stadt. Sogar einen beleuchteten Volleyballplatz auf dem wohl gerade irgendein Turnier oder so was Ähnliches ausgetragen wird, registriere ich von weitem. "Was ist das hier?" denke ich mir. Was uns alle noch sehr verwundert, ist, dass dort die verschiedensten Menschen sind. Vom Assi-Punk bis zur Hausfrau, alles united. Ja ja, die Italiener sind einfach ein sehr nettes, tolerantes Volk.

Max spinnt herum, er möchte endlich schlafen, also suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen in der Natur am Rande der Stadt. Für ein Stadtkind wie mich ist die Nacht zum kotzen.

Abgesehen davon, dass es im Laufe der Nacht 3mal zu regnen begonnen hat, ich die halbe Nacht abwechselnd von Auto zu Wiese übersiedelt bin, bin ich auch noch das lebende Opfer einiger Killermücken geworden. Diese Viecher haben‘s nur auf mich abgesehen, denn außer mir hat niemand einen Kratzer. Eine bodenlose Frechheit! In ein paar Jahren werden in Italien Monstermücken die Herrschaft an sich reißen und der Mensch wird nur mehr als Futter für die neue Italienische Bevölkerung dienen. Har har har …

Samstag vertreiben wir uns in Bologna die Zeit. Wir sehen uns die Stadt an und die ist wirklich wunderschön. Für unsere ständige Belustigung sorgt Max, da er den ganzen Tag über versucht, mit seinen vier Worten italienisch die er irgendwo aufgeschnappt hat, sich mit den Einheimischen zu unterhalten. "Ciao"… Ein Traum! Nachdem ich in einem ultrageilen 60ies Laden einen raren Garagesampler auf Vinyl erstanden habe, geht’s erstmal wieder auf zum Festivalgelände da dort heut Abend schon mal eine "Warm Up" Party laufen soll.

Etwa um acht Uhr Abends betreten wir das erste mal das Gelände und stellen fest, dass das wirklich eine Messe ist. Erstaunlich was man da alles zu sehen bekommt. Hat auf alle Fälle einen ganz eigenen, angenehmen Flair. Die "Warm Up" Party findet in einem Zelt auf dem Gelände statt. Das Bier ist ziemlich teuer, deshalb trinke ich heute nur Rotwein. Die Bands die dort spielen interessieren mich herzlichst wenig. Mir ist nur mehr eine Ska-Punk Band im Gedächtnis geblieben, denn als ich so da stehe, mir die Band ansehe und eine runde ins Publikum schaue bemerke ich, dass Max eine Konversation mit einem Menschen führt, die länger als 10 Sekunden dauert. "Kann kein Italiener sein…" fällt mir dazu ein. Stattdessen ein Österreicher, der auch wegen den CRAMPS da ist. Als dann noch ein Kumpel von ihm besoffen herbeistolziert, ist dies, überraschender Weise, kein geringerer als Flo, der Chefredakteur dieses Heftchens, welches ihr gerade in euren schmutzigen Händchen hält. Tja, so lernt man sich kennen. Auch Dr. Grisu, Mots, seines Zeichens Bassist bei SKEPTIC ELEPTIC, Uschi und Matt haben‘s mittlerweile schon hierher geschafft und sind erstmal verwirrt von dem ganzen Spektakel hier. Bevor ich mich irgendwann aufs Ohr haue (diesmal im Auto), treffe ich noch einen netten Bekannten aus München der mit einem Kumpel mit dem Zug hierher gefahren ist. Wir drücken uns noch ein paar Haschischspritzen in die Venen und dann bin ich weg.

"Sunday Morning…praise the dawning…it`s just a restless feeling by my side..."

Der Tag beginnt mit einem herrlichen Capuccino. LOS FASTIDIOS sehe ich mir nur so nebenbei an. Nicht mein Sound. Dafür genieße ich die zweite Band die heute spielt umso mehr. Die HORMONAUTS geben richtig gas. Rockabillies mit metallernen Weltraum Overalls und Helm. Sehr geil. Die band findet auch beim mittlerweile noch spärlichem Publikum großen Anklang. THRICE und eine Band namens FRATELLI DI SOLEDAT spare ich mir, und bin stattdessen gemeinsam mit Matt und Grisu auf der Suche nach einem schönen Schattenplatz. Den bekommen wir auch vorerst. Das Wetter gleicht Heute der Wüste und da ein kleines Bier 4 Euro kostet beschränken wir uns aufs WC Wasser. Ja ja, ich weiß schon, ich will auch nicht wissen wo das herkommt…geschmeckt hat‘s jedenfalls.

Meine Rettung sind wieder mal die beiden Münchner Rockabillies, "Klaus" und…ähm tja, ich merk mir leider keine Namen, sorry. Die reißen mich wieder mal mit ihrer Rauchware raus. Irgendwie erinnern mich die beiden an die Blues Brothers. "Jake" und "Elmar" Blues.

Als die ATARIS zu spielen beginnen sitze ich in der Wiese am Rande der Bühne im Schatten. Mehr als 10.000 Besucher sind auf diesem Festival. Auch außerhalb des Festivals dürfte es ordentlich zugehen, denn das Gelände wird heute mehrmals von draußen gestürmt. Leicht haben es die Eindringlinge nicht. Tatsächlich schaffen es einige Leute den Securities zu entwischen und somit eine Freikarte zu ergattern.

ALKALINE TRIO spielen belanglosen Emo Punk, also steige ich bei AFI für die ich mir die Mühe mache vor die Bühne zu gehen, wieder ein. Sehr nette Band mit einem fantastischen Sänger. Haben vor kurzem die MTV Music Awards gewonnen. Lediglich die Tatsache dass der Sound etwas zu leise ist stört mich ein bisschen. Der Tontechniker hat eindeutig die letzte Nacht eindeutig zu viel gekokst. Die Band hat leider den schlechtesten Sound des Festivals.

Danach kommen LAGWAGON, und währenddessen die spielen, gehe ich raus zur Pizzeria.

Zum Glück schaffe ich es rechtzeitig zu NASHVILLE PUSSY, und die rocken so drauf los, dass die Pizza, die ich soeben verdrückt habe, in meinem Magen einen Luftgitarrenwettbewerb veranstaltet. Sehr erfrischend.

Als nächster kommt endlich einer meiner absoluten Favoriten an die Reihe. RADIO BIRDMAN. Meine Spannung war das letzte mal beim Iggy Pop Konzert so hoch wie jetzt. In den ersten Reihen treffe ich nun auch Tom und Dani, mit denen ich gemeinsam zu Hits wie "45SD" oder "Murder City Nights" erstmals das Tanzbein schwinge. Die Australier haben’s, trotz ihres Alters, noch voll drauf. Schaut euch verdammt noch mal RADIO BIRDMAN an, ihr unwürdigen Gestalten der Neuzeitmusik.

Als nächstes regieren Afros die Bühne. Fehlt nur noch das sich MC5 hier heute auch noch die Ehre geben. Doch die Band vor meiner Nase ist nicht MC5. THE MARS VOLTA beginnen zu spielen und ich kann nur mehr sagen :"Hut ab". Für mich ist die Band die Überraschung schlechthin. Der Sound von THE MARS VOLTA ist total psychodelic. Grisu und ich stehen vor der Bühne und kippen auf diese Band rein. Wir scheinen uns in die 60iger verlaufen zu haben. Alles um uns ist schwarz- weiß. Es gibt nur uns, die Bühne und die Gruppe. Alles scheint sich zu bewegen. Der Sänger klinkt komplett aus. Mikroständer fliegen durch die Luft. Die Bühne schwebt. Das ganze Publikum schwebt. Selbst ich schwebe, tanze in der Luft und drehe mich im Kreis. Leider ist’s nach einer Stunde wieder vorbei und ich lande hart am Boden der Realität, was mich nicht mal stört.

Ganz im Gegenteil denn nun kommen die stylischen CRAMPS. Mit Sonnenbrillen, einer Flasche Rotwein und auf Rockyhorror Picture Show gestylt, betreten Herr "Lux Interior", Miss "Poison Ivy", "Harry Drumdini" und "Chopper Franklin" die Bühne. Ich bin von Anfang an begeistert. Die Band ist so was von geil. Unglaublich was die nach mittlerweile 30 Jahren noch für eine Show abziehen. Ab "Surfin Bird" geht’s richtig los. Sänger "Lux Interrior" hüpft wie ein wildes Tier von der Bühne. Ich sehe ihm in die Augen und denke an Satan. Der Typ ist möglicherweise der Teufel höchstpersönlich. Jedenfalls würd ich’s ihm glauben wenn er das von sich behaupten würde. Mit dem Mikrophon im Mund hängt er am Bühnengelände und stöhnt wirre Sachen hinein. Dann nimmt er die Weinflasche und zerschlägt sie mit voller Wucht auf der Bühne. Die Securitys sehen entgeistert drein. Mit den Scherben zerschneidet er sich sein Latexshirt und seine Latexhose, stülpt sich einen Socken übern Schwanz und die Show geht weiter. Fantastisch!

Als dann RANCID, die Band auf die der Großteil des Publikums gewartet hat, beginnen zu spielen, stehe ich noch immer vor der Bühne und befinde mich innerhalb weniger Sekunden in einem Sturm, mitten im Atlantik. Fast keine Chance da rauszukommen. Leider hab ich keinen Dampfer dabei. Zum Glück schaffe ich es irgendwie mich nach den ersten paar Liedern zu retten. "Land in Sicht".

Natürlich sind RANCID eine super Band, doch die CRAMPS kann für mich heute niemand mehr toppen. RANCID spielen auch ein paar meiner Lieblingslieder von der "…And Out Come The Wolves", unter anderem "She`s Automatic" ""Time Bomb" "Avenues & Alleyways". Mr. "Lars Frederikson" spielt ein Lied zu Ehren von Joe Strummer von seinem Nebenprojekt "Lars Frederikson & the Bastards" solo, und auch die Songs des letzten Albums "Undestructable" wissen zu überzeugen.

Während ich mich mit 2 süßen Mädels unterhalte treffe ich einen erschöpften Matt, welcher mir erzählt, er hatte ernsthaft Angst, in der ersten Reihe zu sterben. Echt schlimm wie fanatisch manche Leute auf ihre Lieblingsband sein können. Nachdem die Rockstars gespielt haben gehe ich erstmal mit meiner neuen weiblichen Bekanntschaft raus zum Auto wo ich auch die anderen antreffe. Wir beschließen, noch Heute Nacht heimzufahren (was ein Fehler war), und das die Heimfahrt ewig lang dauerte brauche ich glaub ich nicht erst zu erwähnen. Alles in allem war‘s eine schöne Zeit in Italien, und wenn wieder mal so ein tolles Festival stattfinden soll, bin ich wieder mit dabei. Allerdings nehme ich mir beim nächsten Mal meine eigene "Fear & Loathing in Las Vegas" Ausrüstung mit, denn die braucht man bei solchen Bierpreisen… Stay wild …

SICK BOY E.

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