Zeitenwende! Dorian Hunter und seine Verbündeten kämpfen ums nackte Überleben. Was ist Täuschung und was Realität?

In London läuft die Fahndung auf Hochtouren. Wo steckt Dorian Hunter? Festgenagelt im Chapter von Demur Alkahests Biker-Gang gehen ihm die Alternativen aus. Keiner der Rocker ist mehr am Leben. Dorian bewegt sich zwischen den Parametern Aufgabe und Selbstmord, beides kein Ausweg für einen Mann, der den Teufel zur Strecke gebracht hat. Währenddessen überschlagen sich die Ereignisse um Coco Zamis in der Geburtsklinik.
Die Grenzen zwischen Wahnsinn und Realität verschwimmen zunehmend und gleich mehrere Dämonen schmieden ihre Ränke. Schnell wird klar, dass die im Krankenhaus verbliebenen Verbündeten von Dorian Hunter dem aufziehenden Grauen nicht gewachsen sind. Trotz absoluter Aufopferung scheinen sie dem Bösen unterlegen und die Dämonen auf der Siegerstraße zu sein. Oder ist am Ende doch alles ganz anders als gedacht?
Was für ein Brocken! Fühlte man sich bereits mit dem
Auftakt des Jubiläums an nicht eben wenigen Stellen gefordert, so legt Zaubermond beim Abschluss der Doppelfolge nochmals eine gehörige Portion obendrauf und führt selbst geübte Hörer an ihre Grenzen. Nicht falsch verstehen, Dorian Hunter zeigt mit diesem großartigen Zweiteiler, wozu Hörspiel imstande ist und um was für ein großartiges Medium es sich eigentlich handelt, gleichzeitig offenbart die Produktion auch, warum man immer wieder im Zusammenhang mit "Dorian Hunter" von Underground sprechen muss!
Hier gibt es nicht das "Monster of the Week", stattdessen sind eine gehörige Portion Gehirnschmalz und vor allem Interesse an der Story gefragt, ohne Wenn und Aber! Die Abgrenzung zu den übrigen Szenegrößen wird deutlich, nahezu jeder Satz enthält wichtige Informationen und Hinweise auf den weiteren Serienverlauf und die aktuellen Ereignisse. Viele Szenen wirken, als ob sie einem Fiebertraum entstammen und es bleibt stets die Frage, ob man gerade wirklich ein wichtiges Detail an die Hand bekommen hat oder einer akustischen Täuschung erlegen ist. Alle Nuancen der menschlichen Stimme gelangen zum Einsatz. Flüstern, Stammeln, hektische Wortführung, alles findet sich in diesem unfassbar komplexen Handlungs- und Sprachkonstrukt wieder. Zu viel des Guten? Never, sondern eher der Beweis, was Horror in unserer Zeit ausmacht.
Was bekomme ich mit der finalen Folge des Jubiläums? Antworten? Jede Menge! Neue Fragen? Garantiert! Dazu gesellt sich alles Gewohnte, was die Serie über all die bisherigen Folgen ausgemacht hat, eine gehörige Portion Action in Verbund mit einer ungewohnt intelligenten Storyline. Obendrauf setzt es vielschichtige Figuren gepaart mit einer ordentlichen Portion fiesen Humors. Viel mehr geht nicht. Immer wenn man glaubt, endlich alle Fäden in den Händen zu halten, wird man eines Besseren belehrt. Neben einer durchdachten und überzeugenden Handlung kann die Reihe auch an allen anderen Fronten punkten.
Einen unheimlichen Sound zu erschaffen, der beim Publikum tatsächlich ein Unwohlsein erzeugt, zählt sicherlich zu den Königsdisziplinen der Hörspielschaffenden. Immer wieder findet sich Dorian Hunter in dieser Kategorie auf den vorderen Plätzen wieder, denn hier gelingt es scheinbar mühelos Soundeffekte, Geräusche und Musik zu etwas Bedrohlichem zu verschmelzen. Großartig!
Thomas Schuckert ist als ein Getriebener zu hören, der an seiner Realität zu verzweifeln droht, unglaublich, wie man dieses Empfinden in eine Stimme einbinden kann. Einmal mehr eine Ausnahmeleistung. Dazu viele Sprecher, die ihre Figuren mit Leben füllen und einen eigenen Stempel aufdrücken. Egal ob Claudia Urbschat-Mingues, Iris Artajo, Regina Lemnitz, Frank Gustavus oder Frank Felicetti, hier gewinnt man den Eindruck, dass die Rollen gelebt und nicht bloß gesprochen werden. Ein intensives Hörerlebnis, das keine Wünsche übriglässt. Hören!