Überdimensionierte Bauchmuskeln, laszive Frauen und der Tod im Nacken. Ganz im Stil von "300" präsentieren Pérez Navarro und Martín Saurí eines der wohl populärsten Heldenepen in neuem Gewand.
König Agamemnon formte ein mächtiges Heer und führte es nach Troja, um seine "geraubte" Königin zurückzuholen. Nach jahrelanger Belagerung gelang es durch eine List von Odysseus die Festung einzunehmen. All dies trug sich in einer Zeit zu, in der die Götter der griechischen Antike grausam und rachsüchtig waren. Im Rausch des Sieges kam es dazu, dass Odysseus die Götter anrief und sich mit breiter Brust damit schmückte, diesen Krieg ohne ihre Hilfe gewonnen zu haben. Klarerweise sahen diese die ganze Angelegenheit etwas anders und waren nicht gerade erfreut über den Frevel des Menschen. Als Strafe musste Odysseus mit seinen Mannen ziellos über das Meer irren, dazu verflucht, nie mehr in die Heimat zurückzufinden.
Genau hier setzt nun die Handlung dieser Graphic Novel ein, wir begleiten Odysseus auf seiner jahrelangen Irrfahrt durch die Ägäis. Dabei hat er mannigfaltigen Gefahren zu trotzen: Unter anderem möchte der Zyklop Polyphem aus ihm und seiner Mannschaft ein delikates Mahl zubereiten, Seeungeheuer wollen ihnen die Köpfe abreißen und sinnliche Frauen trachten danach, die tapferen Männer auf ihrer Insel festzuhalten. Als wäre das nicht genug, beanspruchen in der Heimat dreiste Schmarotzer seine Krone. Sein Ziel bleibt jedoch das gleiche: Mit der Beharrlichkeit eines wahren Kriegers ist und bleibt es sein einziges Begehr, in die Heimat zu seiner geliebten Penelope und dem gemeinsamen Sohn zurückzukehren.
Ein wahrer Augenschmaus ist die Arbeit von Martín Saurí, der über Jahre hinweg die großartigen, in schwarz-weiß gehaltenen Zeichnungen erschuf und dabei keineswegs mit Details geizte. Generell leidet der Comic jedoch daran, dass man versucht, dieses riesige Epos originalgetreu in 68 Seiten unterzubringen. Demnach gestaltet sich der Handlungsverlauf als zu dicht gedrängt, es bleibt natürlich nur wenig Platz um einen tatsächlich fesselnden Spannungsbogen aufzubauen, was den Lesefluss etwas beeinträchtigt. Im Großen und Ganzen verliert "Die Odyssee" dadurch etwas, besticht jedoch unzweifelhaft durch seine visuellen Stärken.
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Publisher: Ehapa
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