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DICK DALE

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28.02.2004 (FIEBERBRUNN)
d-dale3 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenKing of the Surf Guitar - Better Shred than dead!

Als wir zuerst von der Nachricht hörten, konnten wir es beinahe nicht glauben, aber es war wahr. Der "King of the Surf Guitar" ist auf Europa Tournee! Die Rede ist von DICK DALE, dem legendären Erfinder des Instrumental Surf Rock, Power Gitarren Shredder und Godfather of Heavy Metal.

Kein Weg kann zu weit sein, um diese Größe einmal Live zu sehen. Bereits am Vormittag bei der Anreise hatten wir dieses nervöse Gefühl im Magen. Jeder von uns war aufgeregt. Wie wird es werden? Was für Nummern wird er spielen? Kriegen wir ein Interview? Fanatisch wie ein wahrer DICK DALE Fan es sein sollte, waren wir bereits 4 Stunden vorher in Fieberbrunn, um uns ja nichts entgehen zu lassen. Ich glaube, wir waren früher dort als die Soundleute, aber wenigstens hatten wir dann genug Zeit um das wertvolle Vintage Equipment kameratechnisch festzuhalten.
Für Nichtwissende, DICK DALE hatte damals in den frühen 60ern mit Leo Fender einen Vertrag. Für ihn wurde extra ein Verstärker gebaut, den man Fender Dual Showman ampTM nannte. Ein Super Teil mit Double 15“ D-130F Boxen und 100 Watt - 4 Ohm Transformer Output mit dem er locker 180 Watt erreichte. Also auch für moderne Verhältnisse sehr, sehr laut. Als “Pioneer of L.O.U.D.“ verbindete er sechs dieser Boxen und sechs gleiche Showman Verstärker in Serie und erzielte so seinen Killer Sound, der noch heute die Ohren der Leute zum bluten bringt. Dieser Wahnsinnige spielte sämtliches Equipment in Grund und Boden. Verstärker brannten ab, Gitarren wurden verbogen, Boxen zerbarsten. Nur robustes Material konnten dem "King of the Surf Guitar" standhalten. Leo Fender schaffte es, DICK DALE seinen einzigartigen, Reverb-lastigen, metallisch klingenden Splash Surf Sound zu kreieren. Und diesen Sound hatte er nie verändert. Mit diesem Amp wurde ein regelrechter Hype gestartet. Durch den Surf Craze zu Beginn der 60er wurden die alten VOX Verstärker in Showman Amps umgetauscht, wo auch die Britische Invasion kräftig mitzog.
DICK DALE ist Linkshänder, spielte aber keine Lefthand Gitarre sondern drehte eine ganz normale Fender Stratocaster einfach um, ohne die Saiten umzuspannen und lernte sich so seinen eigenen Stil an, den bis heute niemand kopieren konnte. Auch JIMI HENDRIX wurde vom Stil DALE´s schwer beeinflußt. JIMI, damals noch eher unbekannt war ein oft gesehener Gast bei frühen DICK DALE Konzerten und ein guter Freund. Er spielte ebenso mit umgedrehter Gitarre jedoch mit umgespannten Saiten.
Der Stil DICK DALE´s ebnete die ersten Gehversuche des Heavy Metal. Keiner konnte schneller, lauter und härter spielen wie er. Mit seiner ersten Band den DEL-TONES und anderen Weggenossen wie LINK WRAY, DAVIE ALLAN, the ASTRONAUTS, the SURFARIS usw. prägte und perfektionierte er den typischen Hotrod Surfsound der in den frühen 60ern total hip war. Und so stompten sich diese Gesellen Anfang der 60er durch sämtliche Clubs Kaliforniens wo ausgeflippte, drogenverrückte Teenager den Staccatoklängen DICK DALE´s nicht wiederstehen konnten. Binnen weniger Minuten brachte er die Tanzfläche zum Kochen und hatte das Publikum voll im Griff, ebenso in Fieberbrunn. Seinen größten Hit landete DALE 1962 mit seinem dancehall-crasher "Miserlou" der Jahre später in Tarantinos "Pulp Fiction" wiederum Millionen Dollars einspielte. Jeder kennt diese Melodie aber nur wenige kennen den Mann der dahinter steht.

Nun wieder zurück in die Zukunft nach Fieberbrunn wo einige Leute schon sehnsüchtig auf den Meister warteten. Das Publikum bestand vorwiegend aus Urlaubsgästen, kein Wunder wenn man sich mitten in einem Skigebiet befindet. Als Vorband gabs eine brave Altherren Rock-Combo zu hören mit weiblicher Stimme. Die vier hängen-gebliebenen Locals spielten fast nur Coverversionen alter Rock´n´Roll Klassiker aber wirklich überzeugend war für mich nur der Opener und KINGSMEN Cover "Louie Louie". Ganz ehrlich, meine Leute standen außerhalb des Saals, um sich vor dem großen Crash noch das Gehör zu schonen. Es war eigentlich erstaunlich erfreulich mit welcher Freundlichkeit wir dort empfangen wurden. Die Tiroler sind eben echt gute Gastgeber. Die letzte Nummer wurde gespielt und langsam wurde es ernst im Gemeindesaal Fieberbrunn. Wahrscheinlich hatten die meisten Leute niemals geahnt was jetzt auf sie zukommen würde. Ich selbst habe oft gehört wie laut und beeindruckend DICK DALE Shows waren aber dann hab ich es am eigenen Körper verspürt. Die Lichter wurden abgedreht, auf der Bühne wurde es Dunkel und ein theatralisches Intro wurde eingespielt. Plötzlich wie ein Thunderstruck erklingt die Gitarre des King. Niemand war auf der Bühne noch zu sehen aber der Surf Sound war lautstark zu hören. Dann gingen die Lichter an und sein Line-up bestehend aus einem Bassisten und dem Schlagzeuger kamen auf die Bühne, DICK DALE zuletzt. Wie immer gewohnt im Biker Outfit mit schwarzer Lederjacke, Stirnband und Cowboystiefeln. Er spielte ein kurzes Intro und dann legten die Jungs gleich mit dem LINK WRAYesken "The Eliminator" los, welches auf der neuen Platte "Spacial Disorientation" drauf ist und stompten so dermaßen hart dahin, das Bands wie MOTÖRHEAD oder KISS lautstärkenmäßig wie Gymnasiastencombos und Chorknaben dagegen wirkten.
Ich trau mich es ehrlich sagen, aber ich hätte mir niemals gedacht, das es wirklich so hart und bombastisch rüber kommt wenn DICK auf seiner Klampfe loslegt. Was der Typ auf seiner legendären metallissé -gelben Gitarre, “The Beast“ genannt anstellt, ist pure Vergewaltigung. Die Showman Amps dröhnen als wie wenn man den Kopf in einen Bienenstock steckt, dazu dieses Voodoo Bass Gerumpel und ein Twist Beat Schlagzeugteppich von Stadionrockformat.
Alles Top Musiker und alte Orange County Legenden. Na klar der King sucht sich eben nur die Besten aus und das zu Recht. Die Technik die DICK DALE anwendet wird manchen Gitarristen zur Verzweiflung bringen und den einen oder anderen so weit bringen die Klampfe nie mehr anzugreifen. Er spielt einfach so schnell und hart und obendrein präzise, man wundert sich wo der Typ das alles herzaubert was hier rauskommt. Nach ein paar neuen Nummern und Flamenco inspirierten Tracks kam dann eine Coverversion von BO DIDDLEY´s Klassiker "Hey Bo Diddley" in einer ausgedehnten Version wie ich sie noch nie gehört hatte. DICK spielte gemeinsam mit dem Drummer ein Schlagzeugsolo und anschließend dann mit den Schlagzeugsticks auf der Bassgitarre ein Bass Solo, wobei der Bassist die Töne griff. Schier unglaubliche Einlagen waren das und man muss es schätzen lernen, was hier für ein Rhythmusgefühl, Timing und überhaupt Können gefragt ist, um so etwas leisten zu können. DICK DALE scheint ein Multitalent zu sein. Bei einer Bluesnummer spielte er auch ein Solo auf einer Trompete was ein echt sleazy - kitschiges Bar Ambiente vermittelte. Seine Musik ist einfach total Facettenreich. Von Reverb lastigen Surf Stompern, Flamenco Balladen, Blues Hadern bis hin zu alten R&B Rockern war alles zu hören. Ich kann mich an keine Sekunde an diesem Abend erinnern, die keine Sensation war.
Nach diesen experimentellen Spielereien ging es dann aber ordentlich zur Sache. Auf diese Nummer hatte ich schon gewartet. "Let´s go trippin´!" Dieser all-time Klassiker des Surf Rocks lässt einem jeden Surf Fan das Herz höher schlagen. Ich hatte einen Ruhepuls von 190 als er die Saiten zupfte. Hier kann man nicht lange zögern selber einen Stomp hinzulegen und seine Glieder kräftig durchzuschütteln. Die Kette riss nicht ab und weiter ging es mit "Shake´n´Stomp!" ein Hot Rod Klassiker und der Zenit war - eh klar "Miserlou". Mir schien, als dass jetzt manche erst wussten wer der Herr vor ihnen war, der die Gitarre am Verstärker durchbog und den Volumenregler über 10 hinausdrehte. Ich muss zugeben "Miserlou" war sehr hart und dreckig gespielt, also mir hat es fast die Schädeldecke gesprengt. Ich werde diesen Moment mein ganzes Leben lang nicht vergessen. Diese Nummer einmal Live zu hören ist für manche eine so große Erfahrung, die kann man in Worten nicht beschreiben.
Für mich ist es echt rätselhaft wie ein Mann in seinem einem Alter noch so eine Energie hat, dermaßen Livepower zu erzeugen, dass der Schweiß von der Decke tropft. Wahrscheinlich ist das auf die gesunde Lebensweise von DICK DALE zurückzuführen. Sein Mate Tee, den er Literweise trinkt hat scheinbar magisch-vitale Wirkung. Von den alten Hits war dann noch "The Wedge" dabei, die schon zu DEL-TONES  Zeiten Tanzschuppen zum Kochen brachte und ebenfalls das fabulöse CHANTAYS Cover "Pipeline" mit dem er 1992 gemeinsam mit Roadhouse Blueser STEVIE RAY VAUGHAN einen Grammy für den besten Instrumentalen Rock Song gewann. Also lauter Nuggets wie man sie sich besser nicht wünschen könnte. Er wanderte dabei durch den Saal zwischen den Leuten herum und machte kurzen Halt bei den hübschen Mädels, wie er es vermutlich früher auch getan hatte.
DICK DALE hat gute zwei Stunden Spielzeit hingelegt, mancher Zuhörer war wahrscheinlich schon leicht taub aber das muss man bei so einer Legende einfach in Kauf nehmen. Nach dem Gig war der alte Bay Area Charmeur noch sehr großzügig, setzte sich auf den Bühnenrand und teilte Autogramme aus. Er nahm sich wirklich reichlich Zeit dabei seine Fans zufriedenzustellen. Ich war wirklich verblüfft von seiner Freundlichkeit, so etwas hatte ich zuvor von keinem Musiker erlebt und dann macht das DICK DALE der eigentlich sofort verschwinden hätte können. Meine Kumpels ließen sich Platten signieren und ich staubte ein paar Plektrons ein und etliche Fotos wurden gemacht. Es war schon spät und ein langer Heimweg stand bevor. Ich kann aber mit ruhigem Gewissen und mit absoluter Sicherheit sagen, dass dieses Konzert eines meiner größten musikalischen Highlights und Erlebnisse war, welches ich nie vergessen werde. Ziemlich sicher bin ich nicht der einzige der das von sich behaupten könnte.

Schlockmeister C

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