Mit Odetta Holmes stößt ein weiteres Mitglied zu Rolands Ka-Tet, das einen Kampf mit sich selbst führt.
In der schnelllebigen Comic-Welt gibt es wenige Konstanten, aber eine ist so sicher wie Frühling und Herbst – denn in diesen Jahreszeiten erscheint hierzulande passenderweise verlässlich seit längerem jeweils ein neuer Band von Marvels "The Dark Tower"-Adaption. Während Panini mit der Softcover-Variante die Nachfolge des Heyne Verlags antrat, bestückt Splitter von Anfang an die Regale comicaffiner Fans von Stephen King mit der edlen Hardcover-Version in Übergröße. Der 14. Band macht dabei keine Ausnahme und setzt die in Panelform gebrachte Story des zweiten Romans des Zyklus mit der zweiten Person fort, die Roland Deschain für seine Schicksalsgemeinschaft rekrutiert.
Aufgewachsen im Süden Amerikas noch zur Blütezeit der Rassentrennung, ist die junge Odetta Holmes nicht nur mit Anfeindungen und Übergriffen auf ihre Familie und sie selbst konfrontiert, sondern teilt sich ihren Verstand seit frühester Kindheit mit einer zweiten, aggressiven Persönlichkeit namens Detta. Diese wittert hinter der liberalen Fassade von New York, in welche die junge Studentin mittlerweile umgezogen ist, denselben Hass ihrer weißen Mitmenschen auf sie und ihresgleichen. Und liegt damit nicht falsch, wie zwei auf sie ausgeführte Attentate auf dramatische Art beweisen. 1964 wird schließlich nicht nur zum Wendejahr der Bürgerrechtsbewegung, sondern auch für Odetta selbst.
Falls die Eintrittskarte für die Zugehörigkeit in das Ka-Tet von Revolvermann Roland der Kampf mit den eigenen Dämonen ist, wird diese von Odetta Holmes in "Drei – Die Herrin der Schatten" erzählerisch ebenso faszinierend wie beklemmend gelöst. Das stimmige Artwork empfiehlt Jonathan Marks, der stilistisch irgendwo zwischen Alex Maleev und Jae Lee angesiedelten werden kann und gemeinsam mit Lee Roughridge auch die Kolorierung übernommen hat, definitiv auch für höhere Comic-Weihen. Mit dem Griff zu diesem Band können weder Mittwelt-Novizen noch alte King-Hasen etwas falsch machen, sondern "schlimmstenfalls" noch zur (ersten oder erneuten) Lektüre der Romanvorlage motiviert werden.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Splitter Verlag
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