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Comic-Review: The Lone Ranger 1 (Cross Cult)

rezension_the_lone_ranger_1_cover (c) Cross Cult
Hi-yo Silver, away! In den Vereinigten Staaten gehört er längst zum populärkulturellen Allgemeingut, wie Philip Marlowe, der Ford-T oder Warhols Suppendose – The Lone Ranger. Jetzt reitet er wieder.

rezension_the_lone_ranger_1_cover (c) Cross Cult / Zum Vergrößern auf das Bild klicken1933 begann seine Karriere als Held einer Radio-Hörspielreihe – insgesamt wurden 2956 (!) Folgen produziert. 1936 erschien dann der erste Lone Ranger-Roman, 17 weitere sollten folgen. 1938 und 1939 eroberte der Masked Man die große Leinwand in zwei Kino-Serien. 1948 kam der erste Comic auf den Markt, ab 1949 startete eine Fernsehserie (Clayton Moore verkörperte den maskierten Helden). Es gab Lone Ranger-Cartoons, Videospiele, Merchandising-Produkte.


Brett Matthews, Sergio Cariello und John Cassaday haben den Mythos nun in Comicform wiederbelebt. Während die originale Lone Ranger-Story felsenfest im klassischen US-amerikanischen Western verankert ist, haben die Schöpfer des Comics diese stark in Richtung Italo-Western gewendet. Eine Modernisierung, die der Geschichte gut tut: Der Band ist ein Spaghetti-Western zum Lesen.


In im Cinemascope-Format gehaltenen Panels wechseln sich epische Landschaftsdarstellungen mit Großaufnahmen und Detailansichten in oft ungewöhnlichen Perspektiven ab; die Gesichter der Protagonisten sind rau und zerfurcht, der Auftragskiller Bart scheint in seiner malerischen Hässlichkeit direkt einem Sergio Leone-Film entstiegen. Die Story ist brutal, die Dialoge sind karg, hart und lakonisch zugleich, und wie im Italo-Western finden sich alttestamentarische Motive.


Und auch der Lone Ranger selbst ist nicht wie in seiner bekanntesten Verkörperung durch Clayton Moore der eindimensionale Heroe im knitterfreien himmelblauen Hemd und mit schmucker Augenmaske, nein, sein Charakter ist vielschichtig und hat auch dunkle Anteile – der Auftragskiller Bart ist im finalen Aufeinandertreffen mit dem Lone Ranger nicht nur der Antagonist, sondern auch das düstere Spiegelbild des Helden. Die im vorliegenden Sammelband enthaltenen sechs Einzelhefte beschäftigen sich hauptsächlich mit der Entwicklung des Protagonisten, vom rachedurstigen Heißsporn zum Helden.


Ein Trupp Texas Ranger wird in einen Hinterhalt gelockt und getötet. Einer aber überlebt, der junge John Reid. Das Halbblut Tonto rettet ihn – und ihm Gegensatz zu den bisherigen Bearbeitungen der Lone Ranger-Saga, in denen der Indianer nur der farblose Sidekick ist, wird er so etwas wie der Mentor und Lehrmeister des jungen Reid. Der aber sinnt, da sein Vater und sein Bruder sind bei dem Hinterhalt ebenfalls getötet worden, nur auf Rache.


Zuerst begibt er sich also auf die Suche nach dem Verräter, der die Ranger in den Hinterhalt lockte, doch der findet sich – scheinbar selbst gerichtet – nur noch tot über seinem Judaslohn. Denn hinter dem feigen Anschlag steckt mehr; konkret der Industrielle Butch Cavendish, der die mobile Einsatztruppe der texanischen Polizei aus machtpolitischem Kalkül ausrotten will. Er schickt den zynischen Kopfgeldjäger Bart aus, um alle Texas Ranger (und auch deren Frauen und Kinder) zu liquidieren.


So muss der junge Held durch ein langes Tal voller Blut, Schweiß und Tränen wandern, immer von Selbstzweifeln gequält, bevor es zum Showdown mit dem Auftragsmörder Bart kommt. Und John Reid zu seinem zweiten Ich, dem Lone Ranger, herangereift ist. Im Laufe dieser Entwicklung werden der Leserschaft viele Fragen beantwortet: Warum trägt er eine Augenmaske? Was hat es mit den silbernen Kugeln auf sich? Woher hat er seine typische Waffe?


Der Band enthält einiges an Bonusmaterial: Neben dem Vorwort von Geoff Johns ("Infinite Crisis"), den Skizzen von Cariello beziehungsweise Cassaday und einer Doppelseite mit skurillen Facts zum Mythos Lone Ranger sticht besonders das üppige, reich bebilderte Nachwort von Christian Endres, das die Geschichte des maskierten Reiters zum Thema hat, hervor.


Cross Cult ist mit der Herausgabe von "Lone Ranger" kein geringes Risiko eingegangen: Denn während der Held in den USA ein Mythos der Populärkultur ist und gleich mehrere Generationen durch Film, Funk und Fernsehen mit dem Helden aufgewachsen sind, scheint es fraglich, ob ein europäisches (konkreter: deutschsprachiges) Publikum, dem diese intensive Sozialisation mit dem Masced Man fehlt, dem Comic einen ähnlichen Erfolg wie in den USA bescheren kann – zu wünschen wäre es. Hilfreich könnte sein, dass Hollywood bereits an eine Verfilmung denkt. Gerüchte sprechen von George Clooney als Lone Ranger und Johnny Depp als Tonto.


# # # Gustav Ganz # # #



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