Wer hier eine Liebesgeschichte mit einem kühnen Helden und seiner zerbrechlich-hilflosen Angebeteten erwartet, dürfte noch nie den Namen Frank Miller gehört haben.
In Band 2 der beim Cross Cult-Verlag in mustergültiger Hardcover-Edition herausgebrachten, vielfach ausgezeichneten Serie wird uns "Eine Braut, für die man mordet" vorgestellt. Dwight McCarthy, einst hoffnungsvoller Journalist, verdient sich nun seine Brötchen in der Stadt der Sünde, in dem er ebendiese fotografisch festhält, sprich: Sein Job ist es, untreue Ehegatten in flagranti mit der Kamera zu erwischen und so den Scheidungsanwälten Material zu liefern.
Seit einiger Zeit ist er trocken, hat versucht mit dem Suff aufzuhören. Doch nicht nur mit diesem inneren Dämon muss er ringen, sondern auch mit jenem, der sich in der Herzgegend festgefressen und einen Namen hat: Ava. Seine ehemalige Geliebte, die ihn einst verlassen hatte, meldet sich unerwartet wieder und verlangt ein Treffen.
Sie ist verzweifelt, da sie nun in der Gewalt ihres wohlhabenden Ehemanns Damien Lord, für den sie Dwight verlassen hat, um ihr Leben fürchtet. Es kommt wie es kommen muss – in Dwight brechen die alten Wunden wieder auf, er wird hin- und hergerissen zwischen Verachtung und der Erinnerung an die damalige Geborgenheit. Er entschließt sich, mithilfe seines trink- und prügelfreudigen Kumpels Marv dem schwer bewachten Anwesen von Lord einen nächtlichen Besuch abzustatten. Was dann passiert, hätten weder er noch der Leser erwartet…
Auch der Nachfolger von "Stadt ohne Gnade" beschert uns wieder eine grandiose Crime noir-Story aus der Feder von Mr. Miller. Was sich anschickt ein geradliniger Abrechnungsplot zwischen Dwight und seinem Gegner Lord zu werden, erfährt zur Mitte des Bands eine abrupte Kehrtwendung und verpasst dem Ding eine neue spannende Richtung. Mit dem Gastauftritt von Schläger Marv sowie Gail und ihren kampfbewehrten Altstadt-Amazonen kommen einem auch diesmal wieder Erinnerungen an die filmische Umsetzung von "Sin City" in den Sinn. "Eine Braut, für die man mordet" glänzt mit starken Charakteren in bewährt großartiger, in schwarz-weiß gehaltener Atmosphäre – abgeschlossen durch ein mehrseitiges Interview mit dem Meister himself und Kostproben aus seinem vielfältigen Ouvre.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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