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Comic-Review: M – Eine Stadt sucht einen Mörder (Cross Cult)

m_eine_stadt_sucht_einen_moerder_cover (c) Cross Cult
"Warte, warte nur ein Weilchen / bald kommt der schwarze Mann zu Dir.
Und mit seinem Hackebeilchen / macht er Schabefleisch aus Dir."
Jon J. Muth Comic-Version eines legendären Films.

m_eine_stadt_sucht_einen_moerder_cover (c) Cross Cult / Zum Vergrößern auf das Bild klickenM – Eine Stadt sucht einen Mörder. Fritz Langs erster Tonfilm aus dem Jahr 1931 ist nicht zu Unrecht ein längst kanonisierter Klassiker. Keine Einstellung, keine Dialogzeile, keine Wendung der Handlung, die von der Filmkritik nicht schon bis in Einzeldetails hinein analysiert worden wäre. Vor diesem Hintergrund stellt es ein großes Wagnis dar, "M" in eine Graphic Novel umzuwandeln. Jon J. Muth ist es eingegangen.


Als erstes sticht natürlich sofort die grafische Umsetzung ins Auge: Muth hat den Film "M" mit realen Personen nachgestellt, Fotos geschossen und diese "Standbilder" dann als Ausgangsmaterial für seine Panels verwendet. Die Bilder sind in verwaschenen Braun- und Grautönen gehalten, vereinzelte, präzis gesetzte Farbtupfer setzen Akzente und schaffen Dynamik; geschickt spielt Muth mit Schärfe und Unschärfe.


Muth ist also optisch ganz nahe am Schwarzweiß-Film dran. Gerade durch die beinahe fotorealistischen Bilder denkt der Leser fast zwangsläufig immer auch den Film mit. Das Bild, wie Peter Lorre gehetzt über seine Schulter sein Spiegelbild sieht und das Kainsmal "M" entdeckt, gehört zur Ikonographie der Filmgeschichte wie Marylins fliegender Rock überm U-Bahn-Schacht oder Charlie Chaplin im Räderwerk der Maschine. Dieses Bild nun mit einem anderen Gesicht zu sehen führt zuerst einmal zu Irritation.


Und auch inhaltlich bleibt Muth nah beim Original: Die Szenenabfolge, selbst die Dialoge sind fast immer eins zu eins übernommen. Und das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt an Jon J. Muth: Manchmal wünscht man sich bei der Lektüre der Graphic Novel, der Künstler hätte sich getraut, sich etwas mehr von der großen Filmvorlage zu entfernen, zu emanzipieren.


Eine sklavische Eins-zu-eins-Übersetzung des Films in eine Graphic Novel ist nämlich zu wenig; die Interpretationen der Film- und Kulturwissenschaften sollten immer mitgedacht und dann auch umgesetzt werden.


Dies gelingt Muth nur vereinzelt; ein Beispiel hierfür ist das erste Panel seiner Graphic Novel. Während bei Lang der makabere Abzählreim von Kindern in einem Hinterhof aufgesagt wird, lässt Muth ihn als Sprechblase über der ganzen Stadt schweben: Ein sinnfälliges Bild dafür, dass die Angst vor dem Kindermörder die gesamte Stadt beherrscht.


Trotz dieses Kritikpunktes: Jon J Muths "M" sticht unter den Graphic Novels des letzten Jahrzehnts hervor als ein eigenwilliges Werk, das nicht nur Fans der Vorlage begeistern wird. Exquisit, wie immer bei Cross Cult, das Bonusmaterial. Eröffnet wird der Band gleich von einem brillanten Essay des vielleicht besten deutschsprachigen Kulturwissenschaftlers, Georg Seeßlen. Einem Nachwort von Muth selbst folgt dann noch ein kundiger Beitrag von Jochen Ecke, der Filmvorlage und Comic-Remake vergleicht.


# # # Gustav Ganz # # #



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