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Comic-Review: Ein Zoo im Winter (Carlsen)

Rezension Ein Zoo im Winter Cover (C) Carlsen
Für seine Graphic Novel bedient sich Jiri Taniguchi bei der eigenen Biographie und zeichnet den Werdegang eines jungen Mannes vom Assistenten eines Mangakas zum selbständigen Comic-Künstler im Japan der 1960er nach.

Rezension Ein Zoo im Winter Cover (C) Carlsen / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMitsuo Hamaguchi heißt der Held oder besser gesagt Protagonist der Geschichte; Taniguchi hat seinem Alter Ego Eckdaten der eigenen Biographie, wie Geburtsort und -jahr mit auf dem Weg gegeben. In insgesamt sieben Kapiteln wird vor den Lesern die Geschichte seiner Entwicklung ausgebreitet.


Es beginnt in Kyoto: Der junge Grafiker Hamaguchi arbeitet in einer Textilfabrik. Der Job fordert ihn nicht, für Abwechslung sorgen Spaziergänge in den örtlichen Tierpark, wo Hamaguchi Stillleben anfertigt. Bald muss Hamaguchi den Aufpasser für die attraktive Ayako, die Tochter seines Chefs, spielen. Doch die nutzt einen gemeinsamen Besuch im Zoo, um mit ihrem Liebhaber durchzubrennen.
Hamaguchi verschlägt es dann nach Tokio, wo er auf Vermittlung seines alten Freundes Tamura einen Job als einer von mehreren Assistenten beim berühmten Mangaka Shiro Kondo ergattert. In der großen Stadt und in einem liebevoll gezeichnetem Mikrokosmos von neuen Freunden (der Hedonist Herr Kikuchi, die Arbeitskollegen: die Assistenten Moriwaki und  Fujita, die Redakteurin Higashino) und neuen Eindrücken wächst und reift Hamaguchi, doch erst die Liebe zur schwerkranken Mariko bewirkt, dass er seinen ersten eigenen Manga entwickelt und ausführt.


Trotz der Nähe zur eigenen Biographie und der Etablierung des Ich-Erzählers Hamaguchi bleibt Taniguchi seiner gewohnt sachlichen Erzählweise treu: Er kommentiert oder wertet nicht, er erzählt einfach sowie neutral und bleibt dabei immer auf Augenhöhe mit dem Protagonisten seiner Geschichten. Actionreiche Plots voller überraschender Wendungen sind seine Sache nicht, "Ein Zoo im Winter" ist nicht handlungs-, sondern personenzentriert. Und das ist gut so, denn so kann Taniguchi seine Stärken ausspielen. Er ist ein Meister in der genauen Beobachtung und Beschreibung des Alltags, bis in feinste Nuancen hinein. Ebenso meisterlich gelingt es ihm, seine Protagonisten durch scheinbar banale Handlungs- oder Sprechweisen zu charakterisieren, ihnen dadurch Tiefe und Profil zu verschaffen.


Passend dazu auch Taniguchis Strich, der mehr von der europäischen denn japanischen Comic-Kultur beeinflusst ist. Sein klarer, nüchterner Stil ist deutlich der frankobelgischen Schule der Ligne claire geschuldet. Klare, ruhige, fast statische Zeichnungen helfen mit, die Geschichte ganz langsam zu entwickeln und voranzutreiben. Mit Betulichkeit hat das aber nichts zu tun: Gerade durch ihre Ruhe entwickeln Taniguchis Geschichten und Zeichnungen einen beträchtlichen Sog.


Einziger Kritikpunkt: Das Format. Es ist klar, dass ein Verlag beinhart kalkulieren muss, gerade auch auf dem traditionell schwierigen Comic-Sektor. Trotzdem: Gerade Taniguchis detailreiche Schwarz-weiß-Zeichnungen hätten sich ein größeres Format verdient.



# # # Gustav Ganz # # #






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