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Comic-Review: Die Sache mit Sorge (Carlsen)

die_sache_mit_sorge (c) Carlsen
Deutscher, Doktor rer. pol., Kommunist. Bonvivant, Playboy, Alkoholiker. Journalist, NSDAP-Mitglied, posthum Held der Sowjetunion. Denn er war Stalins Agent in Japan. Isabel Kreitz hat die letzten Jahre seines Lebens in eine grandiose Graphic Novel verpackt.

die_sache_mit_sorge (c) Carlsen / Zum Vergrößern auf das Bild klickenRichard Sorge (1895-1944) spionierte für die UdSSR an der deutschen Botschaft in Tokio. Er warnte Russland vor dem bevorstehenden Angriff der Wehrmacht – Glauben geschenkt wurde ihm nicht. Schlussendlich wurde er enttarnt und hingerichtet.


Um die viele Facetten dieser Persönlichkeit darzustellen, hat Isabel Kreitz eine stimmige Erzählform gewählt: Mitstreiter, Freunde, aber auch Feinde von Sorge erzählen in den einzelnen Kapiteln der Graphic Novel aus ihrer Erinnerung heraus, wie sie Sorge erlebt haben und treiben so die Handlung vorwärts.


Ein dramaturgisch geschickter Schachzug, der die vielen Gesichter Sorges auszuleuchten hilft: Er entspricht nicht dem Klischee des verschwiegenen, diskreten, nüchternen Geheimagenten; er wird den Lesern als ein zerrissener Charakter vorgestellt, ständig zwischen Depression und Manie pendelnd, zwischen den Polen Größenwahn und Verletzlichkeit schwankend. Einerseits zur Tarnung NSDAP-Mitglied, andererseits überzeugter Kommunist, und er hält mit seiner Überzeugung nicht hinter dem Berg.


Höchst interessant auch die Schilderung des Lebens an der deutschen Botschaft in Tokio: Im Auge des Taifuns ist es scheinbar wirklich immer am ruhigsten. Die offizielle diplomatische Vertretung NS-Deutschlands im Land des wichtigsten Verbündeten präsentiert sich als fast schon absurde Parallelwelt: Während in Europa bereits der Krieg tobt, herrscht in der Botschaft in Tokio eine dekadente Stimmung vor: Es gibt Empfänge, rauschende Feste und Konzerte, kurz: Gesellschaftliche Ablenkungen en masse. Anstatt an hoher Politik ist man fast mehr an Klatsch und Tratsch (gern über amouröse Verwicklungen) über die deutschen Gemeinde in Tokio interessiert. Und mittendrin Sorge, ein Mann, der schlussendlich nicht nur an den politischen, sondern auch an den gesellschaftlichen Gegebenheiten um ihn herum zerbricht.


Isabel Kreitz hat die Lebensgeschichte in düsteren Schwarz-weiß-Zeichnungen umgesetzt, ihr realistischer Zeichenstil und die geschickte Konstruktion der Handlung erschaffen ein vielschichtiges und plastisches Sittenbild. Fernab von Geheimagenten-Romantik wird das Leben des Richard Sorge in all seinen Facetten geschildert.


Ein kurzer weiterführender Essay von Frank Giese über das Leben des Richard Sorge, mit vielen Fotos bebildert, rundet das Magnum opus schließlich ab. Kaufempfehlung!

 

# # # Gustav Ganz # # #

 



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