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Book-Review: Was kostet die Welt? (Heyne)

Was kostet die Welt? (C) Heyne Verlag
Nach "Wo die wilden Maden graben" ist nun bereits der zweite Roman von Ex-MUFF POTTER-Frontmann Nagel erschienen. Dessen Protagonist Meise, melancholisch-schweigsame Thekenfachkraft aus Berlin, verschlägt es in die Moselprovinz.

Was kostet die Welt? (C) Heyne Verlag / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEs gilt, sich vom letzten Rest eines Erbes zu befreien, beim Reisen. Endstation: Renderich, öde und schön zwischen den Weinbergen gelegen. Das Setting gleicht einem Laborexperiment und ist so simpel wie die Figuren, die Nagel seinem Helden Meise entgegenstellt. Ein paar kalauernde, schenkelklopfende, weinzupfende und oft Mitleid erregende Mosel-Phrasendrescher treffen auf den resignierten, nachdenklichen, aber grundehrlich verlogenen Großstadt-Taugenichts, der die Dinge lieber (vorerst) mit sich selbst ausmacht. Der Ärger ist vorprogrammiert. In langen, meist (aber nicht immer) amüsant-bissigen inneren Monologen spiegelt sich in Meise der Horror des Großstädters in der Provinz.


Diese eruptiven Salven teilt Meise nur mit uns, seinen Lesern, ganz heimlich, wie kleine, goldene Wahrheiten, die zu kostbar sind, um sie der (Moseltal-)Welt wie Perlen vor die Füße zu kippen. Apropros Kippen: Von denen raucht Meise während seiner Zeit in Renderich ziemlich viele. Und zwischen Glimmstengel, Wein, Bier, Wodka, Sex, Erinnerungen und den gefährlich dünnen Wänden des Wein-Pavillons dämmert auch dem Zyniker Meise dann irgendwann, dass es mit seiner Wahrheit nicht unbedingt weiter her sein muss als mit jener der Dorfprolls und Wanderarbeiter, die ihn zum Straßenpuff in der Eifel entführen oder mit ihren aufdringlich-unaufdringlichen Langeweile-Beziehungen in den Wahnsinn treiben.


Das Experiment ist geglückt: Das Versuchstier Meise kann im fremden Milieu seine Lebenstauglichkeit auf die Probe stellen – und steigt am Ende in ein Taxi. Wie Nagel die Figur Meise an den Kalauern und Sprüchen wetzt, formt, und verzweifeln lässt, ist ein Genuss, der nicht zuletzt auf die clevere Einbettung der übelsten, schlimmsten und langweiligsten Witze- und Sprachklischees zurückzuführen ist. Wer die Provinz hasst, wird nach der Lektüre von "Was kostet die Welt?" eine Spritztour an die Mosel machen. Und sei es nur für ein gepflegtes Glas Wein.



# # # Sebastian Kötz # # #






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