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Book-Review: Die rechte und die linke Hand der Parodie (Schüren)

die_rechte_und_die_linke_hand_der_parodie_cover (c) Schüren
Fans des beliebtesten Komikerduos neben Stan Laurel und Oliver Hardy werden mit diesem Buch endlich in ihrer insgeheim gehegten Ansicht bestätigt, dass große Kunst hinter den oftmals als banal abgestempelten Filmen steckt.

die_rechte_und_die_linke_hand_der_parodie_cover (c) Schüren / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMönch: "Es ist Luzifer… Luzifer persönlich verdrischt sie."
Terence Hill: "Kennst du den Typen?"
Bud Spencer: "Nie was von ihm gehört. Klingt wie’n besoffener Profi aus Schweden."


Sprüche wie diese sind es, die Generationen von mittlerweile der Kinderstube Entwachsenen in ihrer Fernseh-Sozialisation geprägt haben. Bis heute noch vergeht kaum ein Sonn- oder Feiertag, an dem nicht auf irgendeinem Sender im deutschen Sprachraum ein Film mit Bud Spencer und/oder Terence Hill über den Bildschirm flimmert. Völlig zu Recht! Schließlich bieten die beiden nicht nur kurzweilige Unterhaltung für groß und klein, sondern haben oft mehr filmhistorische und genrespezifische Anknüpfungspunkte zu bieten als man denkt.


Dieser Ansicht war auch Christian Heger, der mit dem belächelten Thema seine Magisterarbeit bestritten hat, die nun vom Schüren Verlag einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Wie explizit hingewiesen wird, handelt es sich hierbei definitiv nicht um eines der üblichen oberflächlichen Starporträts, sondern um das wissenschaftliche Eintauchen in eine faszinierende Materie – die des sogenannten "Spaghetti-Western", der mit Sergio Leones berühmter "Dollar"-Trilogie von 1964-1966 ("Für eine Handvoll Dollar", "Für eine Handvoll Dollar mehr", "Zwei glorreiche Halunken") ein eigenes Subgenre begründet hat.


Am Ende der 1960er Jahre jedoch hatten die zahlreichen Epigonen das Publikumsinteresse durch zunehmende Gewaltorgien und Schockeffekte ermüden lassen, sodass eine augenzwinkernde Auseinandersetzung mit dem Western, seinen ihm eigenen Mythen und Topoi gerade recht kam. Und zwar in der Gestalt von Enzo Barboni, der unter dem Künstleralias E. B. Clucher zwei richtungsweisende Filme mit den bis dahin außerhalb Italiens weitgehend unbekannten Schauspielern Terence Hill (bürgerlich: Mario Girotti) und Bud Spencer (Carlo Pedersoli) drehte: "Lo chiamavano Trinità" ("Die rechte und die linke Hand des Teufels" und "Continuavano a chiamarlo Trinitá" ("Vier Fäuste für ein Halleluja").


Wie der Autor zeigt, spiegelte Barboni nicht nur die bis dahin bereits ein halbes Jahrhundert währende Geschichte des Filmgenres Western wieder, sondern demontierte auch dessen immer wiederkehrende Typen, Handlungsschemata und Stereotypen auf humorvolle Weise. Dabei können konstante Handlungsprinzipien der Spencer/Hill-Filme ausgemacht werden, die über "Trinità" hinaus beibehalten und weiter entwickelt wurden, etwa das Buddy-Motiv mit seiner letztendlich über alle persönlichen Differenzen (und erotische Verlockungen durch die holde Weiblichkeit) erhabene Männerfreundschaft.


Dass sich derlei Motive viel weiter in der Filmgeschichte zurückverfolgen lassen, zeigt Heger in seiner Analyse hinsichtlich der bereits in der italienischen Commedia dell’arte angelegten beiden Typen, die Barboni bei seinen beiden Hauptdarstellern aufgriff. Darüber hinaus stellte er sie auch in die Tradition von Laurel und Hardy, dem Inbegriff des Komikerduos oder dem Stummfilm-Haudegen Douglas Fairbanks, wenn es um die komische Brechung von zeitgenössischem Heldenkult im Film ging.


Christian Heger präsentiert dem Leser nicht nur bloße Fakten in Zusammenhang mit Produktion und Rezeption der Spencer/Hill-Filme, sondern vielmehr deren tiefgehende und vielfältige Verknüpfungen im Kontext dreier Jahrzehnte europäischer Filmgeschichte. Dabei liefert er genügend handfeste (und teils wirklich überraschende) Argumentationslinien, um vorschnellen Disqualifizierungen und stereotypen Vorurteilen auf breiter Front entgegentreten zu können.


Übrig bleibt ein couragiertes Buch, dem man in jeder Zeile die Begeisterung des Autors für die Materie anmerkt und das dennoch nie auch nur annähernd in seichte Gefilde abzugleiten droht. Eine umfangreiche Filmographie, eine Aufstellung der immer wieder gern gesehenen Riege von Nebendarstellern und Infos zum deutschen Synchronteam um den genialen Rainer Brandt – ohne den der beachtliche Erfolg von Bud Spencer und Terence Hill im deutschen Sprachraum sicherlich so nicht möglich gewesen wäre – runden das Werk ab und machen es nicht nur für Hardcore-Fans empfehlenswert!

# # # Andreas Grabenschweiger # # #


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