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Barrikaden

Barrikaden
Die menschliche Zivilisation ist untergegangen, die Erde wird von einem atomaren Winter beherrscht. Die wenigen Überlebenden führen immer noch Krieg.

(C) Heyne Verlag / Barrikaden / Zum Vergrößern auf das Bild klickenHeutzutage ist Kanstibec Taxifahrer. Er bringt Personen von A nach B ohne Fragen zu stellen. Früher war er Bauarbeiter, konzipiert um an hohen Gebäuden arbeiten zu können. Kanstibec ist ein Fizieller, ein mit Nanotechnologie verbesserter Mensch, dazu auserkoren, die Menschheit auf den verschiedensten Gebieten zu unterstützen, geleitet von der sogenannten Kontrolle, einer Art Kollektiv mehrerer zusammengeschalteter Bewusstseine der Artifiziellen. Zunächst läuft alles ausgezeichnet und die Kontrolle dringt in immer weitere Lebensbereiche der Menschen vor und ermöglicht Dinge, die zuvor unvorstellbar gewesen sind.


Dann allerdings trifft sie eine folgenschwere Entscheidung, sie erkennt, dass die größte Bedrohung der Welt der Mensch selbst ist. So kommt es zur Durchführung der Selektion. Die Fiziellen beginnen mit der systematischen Ausrottung der Menschheit, die Ausführung jedoch schlägt fehl und gipfelt in einem vernichtenden Atomkrieg. Im anschließenden nuklearen Winter bekämpfen die Reste der Menschheit die verbliebenen Fiziellen. Nun herrscht eine Pattsituation, die verbesserten Menschen kontrollieren die Städte, die sogenannten Barrikaden, während die Menschen das Umland besetzt halten.


In dieser vertrackten Situation bekommt Kanstibec einen neuen Auftrag. Er soll das Modell Jennifer E von Edinburgh nach London bringen. Eine schwierige Mission, denn unter den Menschen erhebt sich eine neue Macht, der König von Newcastle hat sich die Auslösung der verhassten Fiziellen auf die Fahne geschrieben. Es beginnt eine mörderische Reise durch das postapokalyptische England.


Alle jene, die einen Roman erwarten, der ihnen eine vollkommen neue Geschichte präsentiert, können an dieser Stelle direkt zur nächsten Rezension weiterspringen. Für die, die allerdings an einer interessanten und unterhaltsamen Variante eines bekannten Themas interessiert sind, sollten am Ball bleiben, denn "Barrikaden" ist definitiv eine solche Variante. Wallaces Debüt ist eine düstere Dystopie, in der wenig bis kaum Aussicht auf Hoffnung besteht, die wenigen verbliebenen Vertreter der Menschheit siechen ihrem Ende entgegen.


Geschildert werden die Ereignisse aus Sicht der Hauptfigur Kanstibec, der ohne jede Gefühlsregung von seiner gefährlichen Reise nach Süden berichtet. Emotionen sind in seiner Programmierung nicht vorgesehen und so ist seine distanzierte und kalte Sicht auf die Dinge nur zu verständlich. In Rückblicken erfährt der Leser, wie es eigentlich zu der verheerenden Zerstörung kommen konnte und warum sich die Fiziellen gegen ihre Schöpfer wendeten.


Ungewöhnlich hierbei ist, dass die Geschichte aus der Sicht der Verantwortlichen der Katastrophe erzählt wird, denen die Menschen nur wenig bis nichts entgegenzusetzen haben. Doch wer nun vermutet, die Reste der einstigen menschlichen Zivilisation würden Raum bieten, sich mit ihnen zu identifizieren, der täuscht sich. Die Überbleibsel der Menschheit sind verstrahlt und werden von Seuchen heimgesucht.


Anstatt einen Neuanfang zu versuchen, ist man viel zu sehr damit beschäftigt, Krieg gegen die Fiziellen und sich selbst zu führen. Dabei sind nicht wenige auf die Stufe von Tieren zurückgefallen, die sich durch ein gehöriges Maß an Brutalität und Grausamkeit auszeichnen. Der Autor erzählt seine rasante Mischung aus "Blade Runner", "Mad Max" und Weltuntergangsszenario in einem flüssigen und ansprechenden Stil.


Ausufernde Beschreibungen von Personen und Orten sucht man vergeblich, derartige Details werden auf ein Minimum beschränkt. Dafür nehmen actionreiche Erzählpassagen, die mit einer wirklich schwarzen Prise englischen Humors garniert sind, einen großen Raum ein. Versteckt in diesen temporeichen Schilderungen blitzt immer wieder die philosophische Frage auf, ob die Erde und die Natur nicht ein besserer Ort wären.


Wenn man der Kontrolle der Artifiziellen Glauben schenken darf, wäre eine Auslöschung unserer Spezies die logische Konsequenz um unseren Planeten zu retten. Der ungewöhnliche Ansatz kann auf ganzer Linie punkten. Eine apokalyptische Reise, die durch ihre Intensität zu bestechen weiß. Man darf sich schon jetzt auf zukünftige Werke von Jon Wallace freuen.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Bastei Lübbe




 


 

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