Die Autobiographie eines Mörders, in der Realität und Phantasie immer mehr verschwimmen.
Der namenlose Protagonist erzählt sein Leben an Hand einer Aneinanderreihung von Momentaufnahmen. Er ist ein hochintelligentes Kind, das mit Hilfe von Todesanzeigen das Lesen übt. Von den in ärmlichen Verhältnissen lebenden Eltern, die krampfhaft versuchen ein gutbürgerliches Leben zu führen, wird er praktisch von der Außenwelt isoliert, darf weder mit den Nachbarskindern spielen noch einen Fernseher haben. Er soll schließlich lernen. Aber unanhängig davon ist dieser Antiheld unfähig, Kontakte zu anderen aufzubauen.
In seiner Isolation steigert er sich in eine Besessenheit von Tunneln und Eisenbahnen. Der Hass bestimmt sein Leben, andere finden ihn hassenswert, er beginnt andere zu hassen und Mordphantasien zu entwickeln. Spätestens hier beginnt man sich zu fragen: Geschieht das wirklich oder ist der Hörer bereits Teil der Wahnvorstellungen? Auch das Ende gibt Rätsel auf...
Die ungekürzte Lesung erfreut den Hörer mit einer Länge von mehr als 300 Minuten auf vier CDs. Das Booklet enthält Biographien des Autors und des Lesers, die Geschichte des Buches und wie die Lesung von Andreas Fröhlich in einem stillgelegten Tunnel standesgemäß von der Polizei beendet wurde.
Das bürgerliche Leben erschafft Mörder, so das gesellschaftskritische Statement von Frédéric Klein. Diese bizarre Parodie aus Sarkasmus, schwarzem Humor und makabren Horrorphantasien setzt Andreas Fröhlich gekonnt in Szene. Auch wenn man manchmal den Überblick darüber verliert, was Phantasie und was Realität ist, bietet sich einem doch ein Hörvergnügen, dessen Ende einen lächelnd und doch leicht fröstelnd zurücklässt.
# # # Kathrin Schauer # # #
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