Ein gesunder Appetit ist grundsätzlich nicht verwerflich. Handelt es sich dabei jedoch um die unbändige Lust auf herzhaftes Menschenfleisch, sieht die Sache gleich anders aus…
New Jerusalem im Jahre 1888: Der Waisenknabe Will Henry, der einem gewissen Herrn Dr. Warthrop assistiert, schildert wie er dem Wissenschaftler bei der Erforschung der Anthropophagen zur Hand geht. Dabei wird dem Jungen einiges zugemutet, handelt es sich bei diesen Wesen doch um Kreaturen, die durch ihren Hunger auf Menschenfleisch die Wissenschaftler zu einem gottlosen Experiment verführen. Der pure Größenwahn veranlasst das Kollegium des Dr. Warthrop, diese Untiere zu kultivieren und mit dem Abschaum der Gesellschaft zu füttern. Letzten Endes verschwimmen die Grenzen zwischen den Bestien und den Anthropophagen. Was bleibt, sind der Doktor und sein Waisenjunge… auf unschnulzigste Art und Weise. Gruselig!
Die Hörbuchfassung von "Der Monstrumologe" von Rick Yancey umfasst eine Gesamtspielzeit von über siebeneinhalb Stunden auf sechs CDs und wird treffenderweise von einem Herrn Wortberg vorgelesen. Der Schauspieler dürfte so mancher Mutter eines jungen Horrorfans wie mir aus der "Lindenstraße" in der Rolle des Frank Dressler bekannt sein. Er versteht es, die zahlreichen Protagonisten in Ihren morbid grotesken Charakteren glaubhaft und separat als Person darzustellen. Diese Fähigkeit täuscht darüber hinweg dass dieses Hörbuch eben keine von aufwändigen Geräuschimitatoren und verschiedenen Stimmen verlebendigte Hörgeschichte ist wie man sie vom Kinderbettchen kennt. Der interessierte Zuhörer wünscht sich deshalb manchmal eine etwas kreativere Umsetzung des Gehörten und eine durchdachtere Darstellung der Anthropophagen, die zweifellos eine faszinierende Spezies verkörpern. Umso größer meine Verwunderung über die plumpe Anatomie dieser Geschöpfe Gottes, die sich der Ausnahmeautor hat einfallen lassen.
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